Als Partner der Versicherungsforen Leipzig erhalten wir immer wieder spannende Themendossiers zur Versicherungswirtschaft. Besonders interessant fand ich einen aktuellen Bericht (hier das gekürzte Probeexemplar als pdf), der aufführt, wie sich die rasant wachsenden technologischen Entwicklungen auf den Versicherungsmarkt auswirken.
Im Dossier werden drei Entwicklungen beschrieben:
- Cognitive Computing
- Connected World
- Smart Life
Diese möchte ich zusammenfassend aufführen und kommentieren, da sie für unsere Kunden aus der Versicherungsbranche wie auch für uns als IT-Dienstleister für Banken und Versicherungen bedeutend sind.
Cognitive Computing
Cognitive Computing ist eine Computertechnologie, mit der ein Computer wie ein menschliches Gehirn agieren soll. Dies bedeutet, dass nicht sämtliche Problemlösungen im Vorfeld programmiert werden, sondern dass das Computersystem selbständig dazulernt, in dem es auf immens große Datenmengen („Big Data“) zugreift und diese sinnvoll verarbeitet. Es soll – ähnlich einem Gehirn – Daten erfassen, strukturieren und verknüpfen können und somit sukzessive dazulernen.
Cognitive Computing bedeutet auch, dass IT-Infrastrukturen, Technologien und Softwarelösungen so aufgesetzt werden, dass sie kognitive Systeme bilden, mit denen kognitive Leistungen erbracht werden können. Zudem ist Cognitive Computing eng mit Themen wie Big Data, Industrie 4.0 und Cloud Computing verbunden.
Die folgende Darstellung aus einer Untersuchung von der BITCOM in 2015, führt auf, wie hoch Investitionen in Cognitive Computing zwischen 2015 und 2020 erwartet werden:
Was aber bedeutet dies für die Versicherungsindustrie?
Mir stellt sich sofort die Frage: Fallen in Zukunft nicht eine Menge Arbeitsplätze weg, wenn Computer in der Lage sein werden, Lernen und Denken zu können? Muss ich mich überhaupt noch von einem Versicherungsmakler beraten lassen oder reicht es, wenn ich meine Daten und Wünsche in ein Computersystem eingebe und mir dieses die Versicherung anbietet, die genau meiner Lebenssituation und meinen Anforderungen entspricht?
Auch die Leipziger Versicherungsforen setzen sich mit diesem Szenario auseinander. Sie führen als Beispiel für den Einsatz künstlicher Intelligenzen auf, wie die Versicherungskammer Bayern mit IBM und der Hochschule für angewandte Wissenschaften München an ihrem Beschwerdemanagement arbeitet. Während zu Beginn zahlreiche Beschwerden durch einen Computer analysiert wurden, ordnet das Cognitive System diese jetzt selbstständig verschiedenen Kategorien und Mitarbeitern zu. Dieses Szenario lässt sich laut dem Dossier auch auf die Kundenberatung, Antrags-und Vertragsverwaltung oder das Schadensmanagement übertragen. Somit werden einige Aufgaben in der Versicherungsbranche, die bisher von Menschen erledigt wurden, in Zukunft durch kognitive Computersysteme automatisiert.
Dies ist die eine Seite der Medaille, denke ich mir. Wer aber kümmert sich um die immensen Datenmengen, die mit Cognitive Computing anfallen? Wer schützt diese Daten vor unerwünschten Blicken und hält die regulatorischen Auflagen der Versicherungsbranche ein? Bedeutet dies für die Versicherungen, dass sie im Beratungs- und Verwaltungsbereich Personal einsparen, dafür aber im IT-Bereich höhere Kosten für Personal und IT-Systeme bereitstellen müssen? Hier sehe die Chance für auf Versicherungen spezialisierte IT-Outsourcing Unternehmen wie uns, die sich mit den regulatorischen Anforderungen der Branche auskennen und mit ihrem IT-Know How Bereiche, wie Big Data und Cloud Computing abdecken können.
Auch der Bildungssektor wird sich entsprechend auf neue Ausbildungs- und Studiengänge einstellen, um den neu hinzukommenden Bedarfsanforderungen des Dienstleistungssektors und der Industrie gerecht zu werden. Von daher verzichte ich jetzt erstmal, meine Tochter nach ihrem Berufswunsch zu fragen, da es ihren zukünftigen Beruf heute vielleicht noch gar nicht gibt.
Connected World
Auch unsere vernetzte Welt bringt für die Versicherungsbranche Veränderungen mit sich. So wird weltweit ein enormes Wachstum an vernetzten Geräten pro Person erwartet.
Das Internet der Dinge wird für jeden von uns alltäglich werden und in allen Bereichen unseres Lebens Änderungen mit sich bringen. Diese Änderung in unserer Lebensweise wird sich wiederum auf die Geschäftsmodelle der Versicherungen auswirken. Mit Hilfe der stark wachsenden, verfügbaren Datenmengen werden Versicherungen ihre Kalkulation und Verhinderung von Risiken optimieren können. Sie werden vermehrt auf Echtzeitdaten zugreifen können, so zum Beispiel durch Smart-Home-Technologien, und damit die Berechnung wie auch Ermittlung von Schäden und Risiken verfeinern können. Andererseits verlangen neue Technologien auch neue Versicherungskonzepte. Was passiert, wenn der Roboter ausfällt? Wer kommt für den dadurch entstandenen Schaden auf? Und wie hoch ist das Risiko von Cyber Crime? Bei einer stets wachsenden Digitalisierung wächst auch die Cyber Kriminalität, die es wiederum zu versichern gilt.
Hier habe ich wieder meine Medaille. Wenn ich einerseits in Zukunft geringere Versicherungsprämien zahlen muss, da mein Fahrstil mit meinem vernetzten Auto als sicher eingestuft wird, so finde ich das klasse. Mulmig wird mir allerdings bei dem Gedanken, dass mir unbekannte Menschen Zugriff auf meine Fahrtdaten, inklusive der Fahrtroute haben. Hier wird mir der Begriff „Datenschutz“ sehr präsent. Wie wird eine Versicherung mit dem immensen Datenvolumen fertig und stellt sicher, dass es nicht in falsche Hände gerät? Dies kann ich mir nur mit einer Aufstockung von qualifiziertem IT-Fachpersonal, hohen Schulungskosten und starken Investitionen in ihre IT vorstellen. Oder aber sie wendet sich an ein auf ihre Branche spezialisiertes IT-Outsourcing Unternehmen, das die Versicherung hierbei beraten und unterstützen oder auch diese Bereiche komplett für sie übernehmen kann.
Smart Life
Heute können sich viele Menschen ein Leben ohne Ihr Smartphone gar nicht mehr vorstellen. In Bahnen, Zügen oder Bussen sieht man immer weniger Leute, die in die Luft starren. Der Blick geht eher in die Gegenrichtung – auf das eigene Smartphone. Diese Wegbegleiter dienen nur noch zu einem geringen Teil dem Telefonieren. Hiermit wird im Internet gesurft, fotografiert, Nachrichten ausgetauscht und vieles mehr.
Daneben wird das Smartphone mit Hilfe von Apps zum Erhalt und zur Steigerung der eigenen Fitness und Gesundheit genutzt. Auch „Wearables“, wie Fitnessarmbänder dienen demselben Zweck. Besonders interessant ist die Erhebung dieser Gesundheitsdaten für den medizinischen Bereich. Aber auch die Versicherungsbranche wird in Zukunft vermehrt davon profitieren. Im Bericht der Versicherungsforen Leipzig wird auf eine Verbraucherbefragung von YouGov im Auftrag des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz hingewiesen. Diese ergab unter anderem dass 70 Prozent der Befragten dazu bereit wären, ihre Gesundheitsdaten an den Hausarzt weiterzugeben. Hingegen konnten sich nur 28 Prozent der Befragten eine Weitergabe der Daten an gesetzliche oder Private Krankenversicherer vorstellen. Und laut einer aktuellen Bitkom-Umfrage wären die Versicherten für einen Transfer ihrer Daten an Krankenkassen bereit, wenn sie dafür Gegenleistungen, wie zum Bespiel Rabatte erhalten würden.
Schon seit einigen Jahren gibt es von Versicherern Bonusprogramme, die auf digitalem Fitness-Tracking basieren. Der Versicherer subventioniert oder stellt dem Kunden einen Fitness Tracker zur Verfügung. Im Gegenzug erhält er die Fitnessdaten des Kunden und belohnt diesen je nach Zielsetzung mit Prämien. Hier ist die amerikanische Krankenversicherung Oskar, (siehe auch den Artikel aus dem Handelsblatt) als prominentes Beispiel zu nennen.
Mein Fazit
Alle drei von den Versicherungsforen Leipzig beschriebenen technologischen Entwicklungen basieren auf der Erhebung und Verwaltung von Massendaten, die einem besonderen Datenschutz und speziellen regulatorischen Anforderungen unterliegen. Hinzu kommt die Bereitstellung von Cloud Technologien, die einen schnellen und kostengünstigen Datentransfer ermöglichen sollen. Die Versicherungen werden vor der Entscheidung stehen, ihren IT-Bereich mit Fachpersonal aufzustocken und konstant zu schulen oder sich einem IT-Outsourcing Unternehmen anzuvertrauen, das sich genau auf diese Themen spezialisiert und dem Versicherer ermöglicht, sich auf sein Kerngeschäft zu fokussieren und Fixkosten zu reduzieren.