Frauen sind leider auch heute noch in der Informatik in der Unterzahl. Schaue ich bei FI-TS in die Informatikabteilungen, sehe ich viele Kollegen und wenige Kolleginnen. „Das muss sich ändern“, sagt meine Kollegin Phöbe Günzler. Sie selbst ist bereits vor über 25 Jahren in eine der Fachgruppe der Gesellschaft für Informatik (GI) eingetreten, um sich für Frauen in der IT stark zu machen. Für diesen Beitrag habe ich Phöbe über die Gesellschaft für Informatik und Ihr Engagement befragt.
Wenige Frauen in der IT
Noch immer arbeiten wenige Frauen in der IT. Dabei haben Frauen, nach einer aktuellen Presseinformation der Bitkom in der IT gute Chancen. Der Anteil der Frauen an den Studienanfängern in der Informatik liegt aber trotzdem nur bei 25 Prozent. Das liege wohl u.a. daran, dass sich in Deutschland von insgesamt 1.600 IT-nahen Studiengängen nur sechs speziell und ausschließlich an Frauen richteten. In Frauenstudiengängen werden die gleichen fachlichen Anforderungen gestellt, aber sie senken die Einstiegshürden für Frauen. Sie nehmen beispielsweise Rücksicht auf die familiäre Verantwortung von Studentinnen, indem Pflichtveranstaltungen auf Kita-Öffnungszeiten abgestimmt werden.
Die Gesellschaft für Informatik (GI) geht mit Ihrem Engagement noch weiter. Seit 30 Jahren setzt sich die Fachgruppe „Frauen und Informatik“ der GI für die Nachwuchsforderung und Chancengleichheit ein.
Phöbe engagiert sich in dieser Fachgruppe, und damit für eine Gestaltung und Anwendung von IT, die sich an den Interessen von Frauen orientiert, ein.
Diese Fachgruppe ist in verschiedenen Bereichen aktiv.
Beispielsweise beim „Girl´s Day – Mädchen – Zukunftstag„. Dieser Tag bietet Mädchen ab der 5. Klasse eine Berufsorientierung in technischen und naturwissenschaftlichen Bereichen. Oder bei Mentorinnen-Projekten wie CyberMentor für Studentinnen und junge Frauen in IT-Berufen. Zudem war die GI an der Gründung der MINT Initiative beteiligt. Die setzt es sich zum Ziel, das Potenzial von Frauen für naturwissenschaftlich-technische Berufe zu nutzen.
Wofür steht die Gesellschaft für Informatik (GI)?
Die GI ist ein Netzwerk für Informatikfachleute aus Wirtschaft, Forschung, Lehre und öffentlicher Verwaltung.
„Die Mitglieder unserer Fachgruppe „Frauen und Informatik“ setzen sich für Nachwuchsförderung, sichtbare Rollenbilder und Chancengleichheit der Informatikerinnen in Gehalt, Laufbahn und Arbeitsbedingungen ein. Natürlich hat die GI auch männliche Mitglieder. Sie ist die größte Vereinigung von Informatikerinnen und Informatikern im deutschsprachigen Raum.“ erzählt Phöbe.
Die Zahlen sprechen für sich: Es gibt rund 20.000 persönliche Mitglieder, darunter auch 1.500 Auszubildende/Studierende und knapp 300 Unternehmen und Institutionen.
„Auch in der GI bin ich schon lange Mitglied und aktiv, unter anderem in der Regionalgruppe München, die regelmäßig öffentliche Vorträge veranstaltet“, so Phöbe Günzler.
30 Jahre Fachgruppe Frauen und Informatik in der GI
So eine große Gesellschaft hat natürlich eine Historie und verschiedene Interessensgruppen. Die Fachgruppe Frauen und Informatik feiert in diesem Jahr ihren 30. Geburtstag. Dafür organisierte sie im April eine Konferenz in Paderborn im Heinz-Nixdorf Museumsforum – dem größte Computermuseum der Welt .
„Der Anlass, aus dem heraus wir das Museum als Veranstaltungsort gewählt haben, lag an der Sonderausstellung: Am Anfang war Ada. Frauen in der Computergeschichte“, berichtet meine Kollegin.
„Zu diesem Anlass haben wir als Schwerpunktthema für das Magazin „Frauen machen Informatik“ gewählt, das bei der GI angefragt werden kann. Sie erfahren darin viel über das 30-jährige Bestehen der Fachgruppe und können sich auch in Fachbeiträgen informieren. Auch ich bin mit dem Fachbeitrag „Cloud Computing im Rechenzentrumsbetrieb bei einem Finanzdienstleister“ vertreten.“
Der inhaltliche Schwerpunkt der Konferenz lag auf dem Thema Cloud Computing. Neben Phöbe Günzler beleuchteten auch zwei weitere Referentinnen das Thema, einmal aus dem Forschungskontext und aus rechtlicher Sicht heraus.
„Das Fazit meines Vortrags lautete: Cloud Computing ist für uns IT-Dienstleister die Weiterentwicklung von Zentralisierung, Virtualisierung, Standardisierung und Automation. Denn in einer Cloud können die Systeme dynamisch, sicher und compliant angeboten werden. Das ist gerade im Hinblick auf die kommenden regulatorischen Vorschriften äußerst wichtig,“ erläutert Phöbe.
Jahrestagung der GI 2016 – Informatik von Menschen für Menschen
Austragungsort der Jahrestagung der GI war dieses Jahr im September die Universität Klagenfurt in Österreich. Sie war mit 742 Teilnehmerinnen und Teilnehmern sehr gut besucht. Es gab insgesamt 330 Beiträge in rund 100 Sessions die sich rund um die Themen aus Informatik und Wirtschaft ragten. Die Tagung wurde in Workshops, Symposien, Partnerkonferenzen und tolle Abendveranstaltungen aufgeteilt. Denn neben dem Fachlichen sollten auch Möglichkeiten zur Kommunikation in angenehmer Atmosphäre organisiert werden.
„Das ist in diesem Jahr auch wieder wunderbar gelungen“, freut sich Phöbe Günzler.
„Ich werde bestimmt auch im nächsten Jahr wieder teilnehmen, mich weiterhin engagieren und vom Engagement der Gruppe berichten.“
Wenn auch Sie sich gern engagieren möchten, werden Sie doch auch Mitglied bei der Gesellschaft für Informatik.