Was tut man nicht alles für die Nachwuchsförderung im Mainframe! Neben meiner täglichen Arbeit als Teamleiter DB/DC-Systeme und als IMS-Systemprogrammierer habe ich im Oktober und November insgesamt 14 Vorlesungen á 90 Minuten an der Hochschule Weserbergland gehalten. Wie es war und wie es dazu kam erzähle ich heute.
FI-TS sucht Mainframe-Nachwuchs
Wir von FI-TS möchten wieder junge Informatiker für diese nach wie vor wichtige Plattform begeistern. Nach Vermittlung einiger theoretischer Grundlagen haben die Studenten in zahlreichen kleineren und größeren Übungen praktische Erfahrungen gesammelt. Da viele dieser Übungen aufeinander aufgebaut haben, konnten die Studenten bis zum Ende der Lehrveranstaltung eine erste komplexere Mainframe-Anwendung auf Basis von Skripten entwickeln.
Die selbstentwickelten Tools helfen uns im Arbeitsalltag wiederkehrende Abläufe schneller durchzuführen. Dabei konnten die Studenten einen ersten Eindruck von der Anwendung gewinnen, ohne gleich zu sehr ins Detail einen Mainframe-spezifischen Aufgabenfelds vordringen zu müssen.
Doch wie kam es überhaupt dazu, dass ich erstmalig als Dozent vor den Studenten einer Hochschule stand und ihnen etwas über Mainframe- Systemprogammierung erzählt habe?
Universitäten und Industrie finden sich
Seit Anfang des Jahres war ich mehrfach im Namen von FI-TS auf Veranstaltungen des Academic Mainframe Consortium – kurz AMC. Diese Initiative mehrerer Hochschulen und Universitäten, der Europäischen Mainframe Academy sowie zahlreicher namhafter Unternehmen hat sich zur Aufgabe gemacht, die studentische Ausbildung im Mainframe-Umfeld zu fördern und somit für mehr Nachwuchs in diesem Fachbereich zu sorgen.
Da wir bei FI-TS stets nach lT- und somit natürlich auch nach Mainframe-Nachwuchs suchen, bot ich auf einer AMC-Veranstaltung im Sommer anwesenden Professoren an, Gastvorträge über die Mainframe-Systemprogrammierung bei FI-TS zu halten. Prof. Dr. Hißmann von der Hochschule Weserbergland kontaktierte mich darauf hin mit dem Angebot gleich ein vollständiges Lehrmodul an seiner Hochschule durchzuführen. Es sollten zwei Veranstaltungsblöcke von je zwei Tagen werden.
Seminar-Konzept
Zunächst brauchten die Studenten theoretisches Hintergrundwissen. Danach sollte es zur praktischen Umsetzung gehen. Zum Glück hatte ich bereits während meiner eigenen Studienzeit an der Uni Leipzig praktische Mainframe-Übungen für Studenten erstellt und wusste, an wen ich mich wenden konnte. Da Dr. Paul Herrmann, als damaliger Betreuer meiner Abschlussarbeiten, einwilligte und den Studenten Zugang zu einem Übungssystem gewährte, waren keine aufwendigen systemtechnischen Vorbereitungen für die praktischen Aufgaben mehr notwendig.
Theorieorientierter Seminar-Block im Oktober
Im ersten Block am 14. und 15. Oktober 2016 habe ich den Studenten zunächst einmal ein Einblick in die Arbeit eines Mainframe-Systemprogrammierers bei FI-TS im Mainframe gegeben. Schließlich ist es aufschlussreich zu sehen, welch ein Arbeitsalltag im Mainframe-Umfeld zu erwarten ist und welche Aufgaben und Herausforderungen einem dabei begegnen.
Im Anschluss daran gab ich eine kurze Einführung in die alte und daher sehr kryptische Skriptsprache JCL – kurz für Job Control Language. Die Kenntnis dieser noch aus dem Zeitalter der Lochkarten stammenden Skriptsprache ist für einen Mainframe-Systemprogrammierer nach wie vor essentiell. Um jedoch die Studenten nicht zu sehr zu schocken, beschränkte ich mich auf Grundlagen und einige sehr einfache Beispiele, welche die Studenten dann nachprogrammieren konnten. Dabei lernten sie das Anlegen, Kopieren und Löschen verschiedener Datentypen mit Hilfe von durch JCL-Skripte aufgerufenen Systemprogrammen.
Nach Vermittlung der JCL-Grundlagen ging ich zu REXX über. Diese etwas modernere Skriptsprache ist mittlerweile auf dem Mainframe ebenfalls sehr weit verbreitet und findet vor allem dort Einsatz, wo JCL und Systemprogramme keine ausreichende Funktionalität zur Verfügung stellen. Für die Studenten ist sie sehr viel leichter zu erlernen und es lassen sich einfach sichtbare Ergebnisse erzielen. Da mein Ziel war, die Studenten zu begeistern, legte ich den Schwerpunkt der Vorlesung auf REXX. Hierbei unterbrach ich die Theorie-Vermittlung immer wieder durch praktische Aufgaben, die den Studenten sichtlich Spaß machten.
Praxisorientierter Seminar-Block im November
Die Theorie haben wir im ersten Block größtenteils durchgearbeitet. Im zweiten Block konnten wir uns der bei Studenten typischerweise viel beliebteren Praxisanwendung widmen. Am 18. Und 19. November programmierten die Studenten daher die meiste Zeit. Um die Vorlesungsziele am Ende des zweiten Blocks zu erreichen, unterstützte ich die Studenten bei Problemen mit den nach der kurzen theoretischen Einführung teils anspruchsvollen Aufgaben. Bis zum Ende der Lehrveranstaltung schufen die Studenten zahlreiche REXX-Skripte sowie eine ISPF-Dialoganwendung, deren funktionale Bestandteile ebenfalls in REXX implementiert wurden. ISPF ist eine zeichenbasierte Oberfläche für den Mainframe. Unter ISPF ist es möglich, Anwendungen mit sehr einfachen grafische Oberflächen zu entwickeln – sogenannte ISPF-Dialoganwendungen.
Mit der Implementierung einer solchen Anwendung haben die Studenten erlernt, wie man sich auf dem Mainframe seine eigenen Hilfsprogramme entwickelt. Dabei lernten sie auch, wie am Dateien und ISPF-Tabellen verarbeitet. Diesen Herausforderungen stellten sich die Studenten mit Begeisterung.
Wie viel ich in dem Modul vermitteln konnte und wie gut die Studenten den Lernstoff behalten haben, haben wir am 06. 12. 2016 getestet. Dann stand nämlich die Prüfung zu der Lehrveranstaltung an.
Die Hochschule Weserbergland
Die Hochschule Weserbergland (HSW) ist eine private Fachhochschule. Sie bietet duale Studiengänge in den Fächern Betriebswirtschaft – unter anderem mit den Schwerpunkten Bank- und Finanzdienstleistungen – sowie Wirtschaftsinformatik mit Schwerpunkten wie Anwendungsentwicklung, IT-Consulting und Systemintegration.
Duales Studium bei FI-TS
Voraussichtlich ab Herbst 2017 werden auch wir bei FI-TS den dualen Studiengang Informatik über Hochschulen in der Nähe unserer Standorte anbieten. In einem der nächsten Blockbeiträge und auf unserer Webseite werden wir Sie dazu in den nächsten Wochen weiter informieren.
Danke
Vielen Dank an Nadja Kreutzburg von der HSW für die Fotos und an Dr. Paul Herrmann von der Universität Leipzig für den Zugang zum Übungssystem.